Ausstellung

Ressource Kulturerbe
Bestand und Denkmäler neu denken

Ein großes Potenzial für den Klimaschutz liegt in der ganzheitlichen Betrachtung von Gebäuden

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in der öffentlichen Wahrnehmung allgegenwärtig. Denkmalpflege positioniert sich in diesem Kontext neu und bringt sich in die vielschichtigen gesellschaftlichen wie auch fachlichen Diskussionen ein. Es geht um einen notwendigen Perspektivenwechsel zur Vereinbarkeit von Denkmalpflege und  Klimaschutz. 

Wir wollen auf die Transferpotenziale der Denkmalpflege für eine klimagerechte Bauerhaltung und Umbaukultur hinweisen – Denkmalpflege steht seit jeher für langfristige Werterhaltung und Dauerhaftigkeit, lange Nutzungsdauer und ganzheitliche Bewertungsansätze.

Für »Ressource Kulturerbe« führen das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege und das Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur an der Technischen Universität Braunschweig ihre Erfahrungen in der Denkmalpflege und in der CO2-Einsparung zusammen. Die Wanderausstellung, die Internet-Plattform und viele weitere Angebote laden zum Dialog ein, um Denkmalschutz und Klimaschutz gemeinsam voranzubringen.

Vorbild Kulturerbe

Wir bewältigen die Klima- und Energiekrise des 21. Jahrhunderts nur, wenn wir Perspektiven wechseln und tradierte Techniken und Handlungsweisen der Denkmalpflege als Zukunftstugenden beim Bauen und Erhalten etablieren. Ein großes Potenzial für Klimaschutz liegt in der Weiterverwendung des Wissensbestands der Denkmalpflege: Wissen über langlebige, reparaturfreundliche Bautechniken und Baumaterialien, die kontinuierlich repariert, recycelt und wiederverwendet werden können. Wissen über langfristige Weiternutzungsoptionen durch Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit. Wissen über historische Klimaanpassungen und ganzheitliche Bewertungen. Wissen über Robustheit durch reduzierten Technikeinsatz. Die auf diesem Wissen basierende Widerstandsfähigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die unsere Denkmäler auszeichnen und durch High-Tech-Lösungen nicht gefährdet werden sollten.

Systemgrenzen größer denken

Bei der Bilanzierung des CO2-Verbrauchs ist der Blick heute in der Regel auf das einzelne Bauteil oder Gebäude gerichtet. Dadurch sind Potenziale ausgeblendet, die in der Umgebung, im Quartier stecken: Eine sparsame und wirtschaftliche Energieversorgung ist im Quartier leichter zu erreichen als für den Einzelbau. Dafür muss die »Systemgrenze« der Versorgung über die einzelne Gebäudehülle hinaus erweitert werden. Größer denken heißt hier, Lösungen für größere Einheiten – wie Quartiere – zu entwickeln, um den Klimaschutz voranzubringen. Durch die Kopplung der Sektoren Strom und Wärme sowie durch sinnfällige Netzstrukturen ergeben sich Möglichkeiten, lokal erzeugten Strom zu nutzen und im Kontext mehrerer Gebäude einzuspeisen. Damit versorgen Flächen mit günstiger Ausrichtung zur Erzeugung von Energie andere Gebäude und Flächen mit weniger Potenzial. Speicher, auch unter Einbeziehung der E-Mobilität, führen zu einer maximalen regenerativen Versorgung.

Klug Bilanzieren statt stumpf Rechnen

Wesentliche Potenziale des klimaneutralen Bauens liegen in der Energieversorgung und den »Grauen Energien«, welche in den Konstruktionen und Materialien enthalten sind. Um Bestandsbauten und Denkmale hinsichtlich ihrer energetischen Nachhaltigkeit zu bewerten, darf nicht allein der laufende Energieverbrauch berücksichtigt werden. Hier muss auch die Energie, die zum Errichten eines Bauwerks verbraucht wurde – bzw. jene, die für einen Ersatzbau benötigt würde – eingerechnet werden. Klug bilanzieren bedeutet, nach individuellen materiellen und konstruktiven Lösungen zu suchen, die sich gegenüber Klimaeinflüssen, Nutzungsänderungen und neuen Anforderungen bewährt und dauerhaft Stand gehalten haben. Dafür müssen allerdings Normen und Vorschriften hinterfragt und neue, ganzheitliche Bilanzierungsansätze entwickelt werden, die auch den kulturellen Wert eines Objekts und seinen Beitrag zur Erhaltung des Bestands berücksichtigen.

Resilienz durch Robustheit

Denkmäler sind sowohl ideelle als auch materielle Ressourcen: Als materielle Ressource speichern sie graue Energie und vermeiden enorme Mengen an CO2-Emissionen durch Verlängerung ihrer Nutzungsdauer und substanzschonende Instandsetzungen. Denkmäler sind Beispiele für Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Anpassungsfähigkeit – für Resilienz: Sie bieten robuste Konstruktionen und Bauweisen an, die zu einer hohen Flexibilität in der Nutzung, zu Dauerhaftigkeit und zu einer möglichen Fortentwicklung der Objekte beitragen. Vom Kulturerbe können wir solch robustes »Bauen und Erhalten« lernen und dieses Wissen in zukünftige Planungs- und Umbauprozesse implementieren. Veränderte Klima-, Nutzungs- und Lebensanforderungen verlangen nach einer Anpassungsfähigkeit, die der robuste Bestand oft mit minimalinvasiven Eingriffen oder klugen Konzepten vorweisen kann. Zur Robustheit gehört auch ein reduzierter Technikeinsatz.

Tradition als Potenzial

Besondere Bauweisen und typische Materialien prägen die gebaute regionale Identität. Historische Orte entwickeln aber nicht zufällig einen jeweils eigenen Charakter: Die Menschen haben immer schon die Möglichkeiten ausgenutzt, die ihnen eine Landschaft, ihr Klima und die vorkommenden Baumaterialien bieten. Regionale Bauformen spiegeln dies wider: Sandstein, Schiefer, Backstein, Holz oder Reet bestimmen das Aussehen ganzer Kulturlandschaften. Seltene Baumaterialien wie Marmor oder Farbpigmente wurden aber über weite Strecken gehandelt. Die Baumeister, Architekten, Bildhauer, Künstler und Handwerker standen in Regionen- und Landesgrenzen überschreitendem Austausch. Bauen mit lokalen, nachwachsenden oder recyclingfähigen Materialien und lange bewährten Konstruktionen vermeidet seit jeher CO2-Emissionen und spart Ressourcen. Hier liegt ein großes Potenzial für die Zukunft. In der regionalen Bautradition kann ein oft verlorenes handwerkliches Wissen wiederentdeckt und neu genutzt werden. Dabei geht es nicht nur um die Restaurierung von Denkmalen, sondern auch um eine Kultur des vorausschauenden Planens und Bauens – um kulturelle Nachhaltigkeit.

#RessourceKulturerbe
— Kommen Sie mit uns ins Gespräch!

Wir wollen mit Ihnen über Denkmalpflege, Nachhaltigkeit und Klimaschutz diskutieren.
Ziel ist ein Austausch über die Relevanz des Kulturerbes für eine exzellente Kultur-, Bau- und Klimapolitik in Niedersachsen.

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Ein Projekt des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege und des Instituts für Bauklimatik und Energie der Architektur (IBEA) der TU Braunschweig

Gefördert durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung und unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt durch das Projekt »Import/Export: Denkmalpflege und Nachhaltigkeit in der Weiterbildung«

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